Grippe und Essstörung - eine schwierige Kombi
Zurzeit hört man an jeder Ecke Menschen husten und die Grippewelle steht vor der Tür. Eine Grippe trifft den Körper hart. Fieber, Müdigkeit, kein Appetit, alles fühlt sich schwer an. Doch wenn man zur Grippe zusätzlich noch gegen eine Essstörung kämpft, kann eine einfache Erkältung schnell zur emotionalen Achterbahnfahrt werden.
Der Körper braucht Ruhe, Energie und Nahrung, um zu heilen und wieder zu Kräften zu kommen - genau das, was die Essstörung einem oft zu verbieten versucht.
Zwischen Husten, Halsschmerze und Fieber entsteht ein stiller Kampf: Essen oder nicht essen? Ruhen oder Bewegen? Essstörung oder Gesundheit?
Wie die Essstörung eine Grippe ausnutzt
In einem essgestörten Gedächtnis, in dem Essen eng mit Bewegung verknüpft ist, entsteht bei einer Grippe ein grosses Dilemma.
Jeder kennt die ungeschriebenen Regeln, wenn man krank ist:
- Ruhen und sich schonen
- Genügend essen und trinken
- Dem Körper das geben, was er braucht
- Sich Zeit lassen, um gesund zu werden
Doch genau diese einfachen Dinge stehen im Widerspruch mit den Erwartungen der Essstörung. Der Körper, der Ruhe und Nahrung braucht und die Essstörung, die dich zur Bewegung drängt und dir nicht erlaubt zu essen, schon gar nicht wenn Hunger und Appetit fehlen. Ein Konflikt der viel Energie und Kraft kostet, die eigentlich zum Bekämpfen der Grippe benötigt wird.
Die Essstörung ist schlau und nutzt deine Schwäche aus. Sie flüstert, dass weniger Essen "okay" ist, weil du ja keinen Hunger hast. Sie vermittelt dir, dass du auch nicht viel essen musst, da du dich ja nicht bewegst. Sie rechtfertigt das Auslassen von Mahlzeiten mit Übelkeit oder Müdigkeit und versucht, Kontrolle in einem Moment zurückzugewinnen, in dem du dich ohnehin ausgeliefert fühlst.
Während dein Körper versucht die Grippe zu bekämpfen, kämpft dein Kopf gegen dich selbst.
Fürsorge, auch in Form von Essen, Trinken und Ruhe, ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke
(Selbst-)Fürsorge
Es ist nicht leicht die Bedürfnisse des eigenen Körpers in dieser Situation zu erkennen und ihnen nachzugehen. Die Essstörung schreit nach Kontrolle, während der Körper leise und schwach um Fürsorge bittet. Doch genau jetzt braucht der Körper einem, als Verbündete und nicht als verlängerten Arm der Essstörung. (Das würde der Körper auch sonst nicht ;)
Hier ein paar Gedanken, die in dieser Situation deine gesunde Seite im Kampf gegen die Essstörung unterstützen können:
- Auf den Körper hören, auch wenn die Stimme der Essstörung laut ist
- Wenn keine grossen Mahlzeiten möglich sind, klein Anfangen; etwas Suppe, ein Stück Brot. Jeder Bissen ist ein Zeichen von Selbstfürsorge, kein Versagen
- Ruhe ist kein Stillstand, dein Körper arbeitet im Innern gerade auf Hochtouren um gesund zu werden, und das ist genug!
- Du darfst Medikamente einnehmen, auch wenn diese deine Essstörung triggern. Sie sind Teil der Fürsorge und nicht des "Versagens"
- Du darfst ruhen und trotzdem essen, dein Körper braucht die Nahrung
- Sei dir bewusst, dass die Essstörung genau solche Situationen ausnützt und versucht dich enger in ihren Bann zu ziehen
- Sprich mit Angehörigen über deine Ängste/Sorgen und hol dir Unterstützung, besonders wenn du körperlich angeschlagen bist.
- Du hast nur einen Körper, schau gut zu ihm und er wird dir Vertrauen zurückgeben
Mir persönlich hilft es solche Gedanken im Hinterkopf zu haben, wenn ich krank bin. Sie sind wie kleine Waffen im Kampf gegen die Essstörung. Ich habe mir Sätze wie diese auf ein Kärtchen geschrieben, als Erinnerung daran, was in solchen Situationen wirklich zählt.
~Selbstfürsorge ist kein Zeichen von Schwäche - sie ist der lautlose Mut, sich selbst nicht aufzugeben~
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