Heilende Worte gegen harte Glaubenssätze
Was überhaupt sind Glaubenssätze?
Sätze, die unbewusst und tief in uns wirken und bestimmen, wie wir fühlen, handeln und uns selbst sehen, nennt man Glaubenssätze. Oft beschreiben sie was man über sich selbst, andere Menschen oder das Leben glaubt. Glaubenssätze entstehen meist in der Kindheit. Wir übernehmen sie aus dem, was wir hören, erleben oder fühlen. Sie sind also gelernte Wahrheiten, keine angeborenen. Glaubenssätze können positiv oder negativ sein, wobei ein positiver Satz einen stärkt und ein negativer einen einengt.
Ein Beispiel eines Glaubenssatzes:
Wenn du oft gelobt wurdest, wenn du brav oder erfolgreich warst, könnte daraus entstehen:
→ „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
Solche Sätze helfen uns damals, uns anzupassen oder Sicherheit zu finden - aber sie begleiten und oft ins Erwachsenenleben, wo sie uns nicht mehr dienen.
Wie negative Glaubenssätze die Essstörung nähren
Viele Glaubenssätze sind neutral oder sogar hilfreich.
Doch manche können uns einengen, uns klein halten oder uns ständig unter Druck setzen.
Diese negativen Glaubenssätze sind besonders wirksam – sie beeinflussen, wie wir uns selbst, unseren Körper und unser Verhalten wahrnehmen.
Bei Essstörungen spielen sie eine zentrale Rolle:
Sie nähren Schuldgefühle, verstärken Kontrollzwänge und lassen uns denken, dass wir nur dann wertvoll oder liebenswert sind, wenn wir „die Regeln einhalten“ – sei es beim Essen, beim Gewicht oder im Verhalten. Sie liefern der Krankheit sozusagen den Treibstoff, um Kontrolle, Schuldgefühle und Selbstkritik aufrechtzuerhalten.
„Essstörungen nähren sich von den Gedanken, die wir über uns selbst glauben – die harten, leisen Sätze, die uns klein halten. Heilung beginnt, wenn wir lernen, ihnen neue Worte entgegenzusetzen.“
Negativer Glaubenssatz | Wie er die Essstörung stärkt |
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich schlank bin.“ | Die Essstörung fordert ständiges Hungern, Kalorienzählen oder Bewegung. |
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“ | Übermäßige Kontrolle oder Strenge beim Essen. Abweichen von Regeln der Essstörung = Schwach |
„Ich bin zu viel.“ | Die Essstörung will den Körper verkleinern, kurbelt sozialen Rückzug an und vermittelt Scham und Schuld für die Existenz eigener Bedürfnisse und Gefühle. |
„Ich bin nicht gut genug.“ | Perfektionismus bei Mahlzeiten, Bewegung und Kontrolle. |
„Wenn ich die Kontrolle verliere, verliere ich mich.“ | Strikte Essensregeln, übermäßige Planung, Hungern oder exzessive Bewegung. |
Wie man negative Glaubenssätze in positive umpolen kann
Negative Glaubenssätze sind mächtig, aber nicht unveränderlich. Sie lassen sich Schritt für Schritt umwandeln. Das nennt man „Umpolen“: den alten, einengenden Satz durch einen heilsamen Gegengift-Satz ersetzen, der Selbstwert, Vertrauen und Selbstmitgefühl stärkt.
1 1. Den Glaubenssatz erkennen: Durch Selbstbeobachtung Glaubenssätze erkennen und festhalten oder aussprechen
- Wer sagt das?
- Ist das eine alte Regel aus meiner Kindheit oder Realität?
- Welche Beweise sprechen dagegen?
3. Gegengift formulieren: Formuliere einen Satz, der liebend, realistisch und stärkend ist:
Negativer Glaubenssatz |
Gegengift / positiver Satz |
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich schlank bin.“ |
„Mein Wert hängt nicht von meiner Figur ab.“ |
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“ |
„Ehrlich zu mir zu sein ist Stärke.“ |
„Ich bin zu viel.“ |
„Ich darf Raum einnehmen, so wie ich bin.“ |
„Ich bin nicht gut genug.“ |
„Ich bin genug, so wie ich bin.“ |
„Wenn ich die Kontrolle verliere, verliere ich mich.“ |
„Loslassen bedeutet Freiheit, nicht Verlust.“ |
4.
Wiederholen und verinnerlichen: Die
Gegengiftsätze aufschreiben, wiederholen und sich ihnen immer wieder bewusstwerden.
5.
Geduld & Selbstmitgefühl: Umpolen ist
kein sofortiger Prozess, es braucht eine Weile bis man sich mit den neuen,
positiven Glaubenssätzen anfreunden kann. Gib dir Zeit und sei währenddessen
gut zu dir!
Heilung beginnt im Kopf
Negative Glaubenssätze mögen mächtig erscheinen, doch sie sind nicht die Wahrheit über dich.
Sie sind erlernte Muster, die sich verändern lassen - Schritt für Schritt, mit Geduld und Selbstmitgefühl.
Jeder bewusste Gegengift-Satz, jedes Hinterfragen, jede kleine Erinnerung daran, dass du genug bist, ist ein Akt der Heilung.
Du bist nicht deine Glaubenssätze - du bist viel mehr: wertvoll, liebenswert und fähig, dir selbst neue Wege zu erlauben.
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