Wie Bewegung krankhaft werden kann

In den folgenden Zeilen möchte ich über die Heimtücke vom Bewegung im Bezug zu Essstörungen schreiben. Wichtig ist, dass nicht jede Person mit einer Essstörung gleich einen Bewegungsdrang hat.

Bewegung tut gut und ist gesund, solange sie nicht übermässig und mit den falschen (kranken) Hintergedanken getrieben wird. 

Bewegung gehört für viele Menschen selbstverständlich zum Alltag: Spaziergänge, Sport, Tanz oder Yoga helfen Stress abzubauen und den Körper zu stärken. Doch bei Essstörungen kann Bewegung eine ganz andere Bedeutung annehmen - sie wird zum Zwang, zur Kompensation und manchmal sogar zum Mittel der Selbstbestrafung.

Was genau ist ein Bewegungsdrang? Der Bewegungsdrang beschreibt einen inneren Zwang, sich ständig zu bewegen - oft unabhängig von körperlicher Erschöpfung oder Lust und Freude an der Aktivität. Der Drang kann so stark werden, dass er das gesamte Leben einer Person bestimmt und der Tag danach geplant wird. Körperliche Grenzen und Verletzungen am Bewegungsapparat (z.B. Überlastungssyndrome aufgrund der übermässigen Bewegung) werden ignoriert.

Was kann den Bewegungsdrang verstärken?

  • Betroffene leiden oft unter einer verzerrten Körperwahrnehmung, welche dazu führen kann dass sie sich überproportional wahrnehmen. Diese verzerrte Wahrnehmung kann den Bewegungsdrang ankurbeln
  • Schuld- und Schamgefühle, vor allem nach dem Essen
  • Angst vor einer Gewichtszunahme
  • Soziale Medien und die gesellschaftliche Fitnesskult
  • Smartwatches, welche das Kontrollbedürfnis und den Perfektionismus "füttern"

Ein Bewegungsdrang kann sich sehr unterschiedlich äussern, Betroffene können (müssen aber nicht) folgende Verhaltensmuster aufweisen:

  • Regelmässige Kontrolle ob "Schrittpensum" erreicht ist. 
  • lange Spaziergänge oder zielloses umherlaufen um Schritte zu "sammeln"
  • Einschränkung im Essverhalten wenn Bewegung nicht wie zuvor geplant ausgeführt werden kann
  • Heimliches Sporttreiben
  • Nicht in der Lage still sitzen zu können
  • Konstantes Vergleichen mit dem Umfeld oder in den Sozialen Medien
  • Anspannung und Reizbarkeit wenn Bewegung nicht wie zuvor geplant ausgeführt werden kann

Wie kann man gegen den Bewegungsdrang ankämpfen?

Dies ist grundsätzlich sehr individuell, es gibt jedoch Strategien die beim Aushalten und Ankämpfen helfen können. Viele Punkte haben mit der Abgabe der Kontrolle zu tun, dabei sollte man sehr achtsam sein, dass sich die Essstörung die Kontrolle nicht auf einem anderen Weg zu erschleichen versucht.
  • Bewusstwerden des "krankhaften" Teil in der Bewegung, Hinterfragen des Grunds warum man sich gerade bewegt.
  • Display auf Smartwatch anpassen, damit Schrittanzahl nicht immer gleich sichtbar ist 
  • Schrittzähler auf Handy ausschalten
  • Bewegungsprotokoll führen um sich der "übermässigen" Bewegung bewusst zu werden
  • Sanfte, leichte Bewegung anstelle von Krafttraining oder Ausdauersportarten
  • Achtsamkeit während der Bewegung,
  • Pausen und Erholung gezielt in den Tag einplanen. Es kann helfen dies mit aussenstehenden Personen zu kommunizieren oder gemeinsam etwas unternehmen z.B. Gesellschaftsspiele spielen oder eine Serie schauen.
  • Achtsamer Social Media Konsum mit dem Hintergrundwissen, dass nicht alles immer so sein muss wie es auf Social Media dargestellt wird und dass es völlig okay ist sich nicht so wie Influencer zu ernähren und bewegen.
Ganz wichtig: schon kleine, nachhaltige Schritte und Veränderungen führen in die richtige Richtung, denn Heilung ist ein Prozess, kein Sprint.

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