Die Essstörung flüstert und die gesunde Seite antwortet

Die Ambivalenz der Seiten

Die Stimme der Essstörung, die kranke Seite, schweigt nie. Immer hat sie etwas zu meckern oder auszusetzen. Sie kommentiert Schritt und Tritt der Betroffenen und weiss immer alles besser.
Manchmal flüstert sie und oft schreit sie. Sie klingt so überzeugend, dass man vergisst, dass sie lügt. 
Doch da ist auch eine andere Stimme, die der gesunden Seite. Lange wird sie kaum gehört, leise und wohlwollend spricht sie einem zu. Sie erinnert daran, dass wir mehr sind als Zahlen, Kontrolle und Angst.

Heilung bedeutet nicht, die Essstörung völlig zum Schweigen zu bringen, sondern zu lernen, wem wir glauben wollen

Essgestörte Gedanken und wie sie von der gesunden Seite übertönt werden können

Im folgenden Teil möchte ich einige Kommentare der kranken, essgestörten Seite auflisten und aufzeigen, wie die gesunde Seite darauf reagieren kann. Es soll Betroffenen als Stütze dienen, wie man kranken Gedanken entgegnen kann.

Essstörung: "Du bist dick, hässlich und niemand liebt dich."
Gesunde Seite: "Ich bin perfekt, genau so wie ich bin und werde geliebt."

Essstörung: "Du darfst nicht essen, du hast es nicht verdient."
Gesunde Seite: "Ich muss Essen nicht verdienen, mein Körper braucht die Energie in der Nahrung, genau so wie ein Auto Kraftstoff braucht um fahren zu können."

Essstörung: "Du hast zu viel gegessen, jetzt musst du dich bewegen, sonst nimmst du zu"
Gesunde Seite: "Es gibt kein zu viel und Essen ist nicht an Bewegung geknüpft. Ich darf essen unabhängig davon ob und wie ich mich bewege."

Essstörung: "Das hat zu viele Kalorien, das darfst du nicht essen."
Gesunde Seite: "Ich verbiete mir nichts, alles hat Platz in meiner Ernährung. Freiheit bedeutet auch, wieder alles essen zu können."

Essstörung: "Du darfst nicht still sitzen und nichts tun, sonst nimmst du zu."
Gesunde Seite: " Ich darf Pausen machen und mich erholen. Auch nichts tun ist eine Form der Selbstfürsorge."
Diese Sätze sind nur Beispiele.

Die Essstörung klingt bei jedem Menschen anders – doch der Kern bleibt ähnlich.
Vielleicht flüstert die Essstörung noch - aber du antwortest. Und deine Antwort wird jeden Tag ein bisschen lauter.

Diese Stimmen im Kopf können laut und überzeugend sein – aber sie sind nicht die Wahrheit.
Du bist nicht deine Essstörung.
Du bist das Leben, das darunter weiter atmet.

Heilung ist kein gerader Weg und auch kein lautes Erwachen.
Es ist ein leises Zurückfinden zu dir selbst.

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