Fitnesswahn - High Protein, Zero Sugar und kein Spass

Gesund leben

Fit sein

Den Körper "in Form" bringen.

Was harmlos klingt, kann schnell kippen.
Denn zwischen Selbstfürsorge und Selbstoptimierung liegt manchmal nur ein schmaler Grat.

Wenn Gesundheit zur Besessenheit wird

Was von außen nach Disziplin aussieht, kann sich im Inneren ganz anders anfühlen.
Der Gedanke, „gesund“ zu essen, wird schnell zur ständigen Kontrolle.
Lebensmittel werden in „gut“ und „schlecht“ eingeteilt, und plötzlich bestimmt nicht mehr der Hunger, sondern die Angst vor dem „Falschen“ das Essverhalten.

Das "Gefährliche" an solchen nährstoffoptimierten Produkten ist, dass sie zur Nahrungsergänzung dienen sollen und nicht den Hauptbestandteil einer Ernährung sein dürfen. Menschen mit Essstörung haben jedoch die Tendenz ausschliesslich solche Produkte zu verzehren, da diese am ehesten mit den Vorstellungen und Regeln der Essstörung übereinstimmen. Aus Sicht der Essstörung macht es viel mehr Sinn einen High Protein Pudding zu essen, anstatt einen selbstgemachten Pudding, weil 

a) können die Kalorien vom High Protein Pudding klar berechnet werden. 
b) er hat weniger Fett und (natürlicher) Zucker drin. 
c) er hat 4x mehr Proteine drin.

Wieso sollte ich mich also gegen die Essstörung für den selbstgemachten Pudding entscheiden? Eine Frage, die für Menschen ohne Essstörung einfach zu beantworten ist oder die sie sich gar nicht stellen, doch Menschen mit Essstörung werden bei jeder Mahlzeit mit solchen Herausforderungen konfrontiert.

Wie die Essstörung solche Produkte sieht:

  • Wenig bis kein Fett -> Top, du bist ja eh schon fett genug!
  • High Protein -> Super, so kann man Fett abbauen und Muskeln aufbauen
  • Wenig bis kein Zucker -> Zucker ist giftig!
  • chemischer Geschmack -> Du kannst nicht alles haben! 
Solche Produkte und Ernährungsweisen können hilfreich sein, um den Nährstoffbedarf zu decken - sie dürfen aber nicht zur einzigen Grundlage werden.

Hilfreiche Tipps im Weg weg von High-Protein-Produkten, zurück zum Vertrauen

Der Weg weg von diesen „perfekt optimierten“ Produkten ist kein leichter, aber er ist möglich.
Und jeder kleine Schritt zählt.

1. Verstehen, warum du sie nutzt
Diese Produkte geben oft Sicherheit und Kontrolle.
Frag dich: Was fühle ich, wenn ich sie brauche? – Angst, Stress, Schuld?
Das Erkennen dieser Auslöser ist der erste Schritt, um neue Wege mit diesen Gefühlen zu finden.

2. Das Schwarz-Weiß-Denken loslassen
„Gesund“ bedeutet nicht automatisch „gut“, und „ungesund“ nicht „schlecht“.
Essen darf neutral werden - es ist weder moralisch noch ein Maßstab für deinen Wert.

3. Selbstgemachtes wieder entdecken
Kochen kann Heilung sein.
Nicht als Kontrolle, sondern als Verbindung – zu dir, zu Erinnerungen, zu Genuss.
Ein selbstgemachter Pudding ist dann kein Risiko, sondern ein Akt von Selbstfürsorge.

4. Angst-Lebensmittel entmachten
Mach eine kleine Liste und wähle das Lebensmittel, das dir am wenigsten Angst macht.
Probiere es in sicherem Rahmen, vielleicht mit jemandem an deiner Seite.
Mit jeder Erfahrung lernt dein Körper: Nichts Schlimmes passiert.

5. Hilfe annehmen
Wenn der Drang nach Kontrolle stark ist, ist das kein Versagen.
Therapeutische Begleitung kann helfen, die Sicherheit in dir selbst zu stärken –
statt sie im Essen zu suchen.

Wichtig: Eine ausgewogene Ernährung ist individuell.
Sie bedeutet, auf den eigenen Körper zu hören – nicht auf Zahlen, Tabellen oder Regeln

Ein Stück Kuchen ist für mich die gesündere Option als ein Apfel

Es geht nicht darum, „richtig“ zu essen - sondern darum, wieder frei zu sein.

Frei, zu wählen.
Frei, zu genießen.
Frei, zu leben.

Und jeder kleine Schritt weg vom High-Protein-Regal und hin zu einem echten, natürlichen selbstgekochten Mahlzeit ist ein Schritt zurück zu dir selbst.


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